Alles begann damit, dass ich das Internet nach Schaltungsvorschlägen mit der EF 80 durchstöberte. Auf der Seite von Markus Andrzejewski erregte ein Artikel über einen Kopfhörerverstärker mit vier EF 80 meine Aufmerksamkeit. Einen Kopfhörerverstärker zu bauen, das ist doch mal etwas, zumal hier das Netzteil eine Herausforderung darstellt. Also baute ich die Schaltung auf dem Versuchsbrett auf und experimentierte etwas damit herum. Die Netztrafos als Ausgangsübertrager überzeugten mich nicht, weswegen ich sie durch zwei 100-V-Übertrager ersetzte. Der Klang verbesserte sich dadurch für meinen Geschmack schon wesentlich.
Etwa zur selben Zeit arbeitete ich an einem Netzteil für einen Verstärker mit P-Röhren. und musste mich zwangsläufig auch mit der Serienheizung befassen. Mit Hilfe eines befreundeten Elektronikers konnte ich eine praxistaugliche Konstantstromquelle aufbauen, die zuverlässig einen Strom von 300 mA lieferte. Das versetze mich in die Lage, auch Trafos mit Sekundärspannungen zu verwenden, die lediglich „halbwegs“ in der Größenordnung der im Datenblatt genannten Heizspannungen lagen. Die hier gesammelten Erfahrungen flossen in ein Experimentiernetzteil ein, dass mit zwei Netztrafos 2x15 V aufgebaut war.
Zusammen mit diesem Netzteil wurde die Schaltung mit den vier EF 80 erneut getestet. Es zeigte sich, dass sich auch diese Röhren problemlos in Serienheizung betreiben lassen. Zeitweise diente ein modifizierter Kanal sogar zur Bastelkellerbeschallung.
Jetzt wurde es langsam Zeit, dem Kopfhörerverstärker eine Behausung zu suchen. Eine kleine Sortierkiste aus dem schwedischen Möbelhaus erschien mir dabei als durchaus brauchbar. Aus Stahlblech entstand eine entsprechende Trägerplatte. Die Röhrenfassungen und die darum gruppierten Bauteile wurden in zweireihige Lötösenleisten eingebaut und dann unter der Trägerplatte montiert.
Es folgten einige Versuche zur Montage der Netztrafos. Dummerweise hatte ich sie zunächst einmal versuchsweise auf der Trägerplatte montiert, nachdem entsprechende Befestigungs- und Durchführungsbohrungen angebracht wurden. Kein guter Gedanke, denn dem Netzbrummen war einfach nicht beizukommen. Also entfernte ich die Trafos wieder und entschied mich für ein externes Netzteil.
Nun waren da aber diese Löcher? Eine neue Trägerplatte anfertigen? Das wollte ich dann doch nicht. Da kam mir der Gedanke, auf diese Fläche zwei Magische Augen als optischen I-Punkt anzuordnen. Die EM 80 heizt ja ebenfalls mit 300 mA, das passt doch. Allerdings wird die EM 80 sehr oft benutzt. In der Röhrenkiste fanden sich noch zwei EAM 86, auch mit 300 mA Heizstrom. Versuche ich es doch einmal damit. Hier half mir Rainer Fredel sehr unkompliziert bei der Dimensionierung dieses Schaltungsdetails, wofür ich ihm dankbar bin.
Bei vorherigen Projekten hatte ich schon die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, diese Röhren etwas zu „beschatten“, damit ihre Anzeige richtig zur Geltung kommt. Wieder war es ein Besuch des schwedischen Möbelhauses, der die passende Inspiration lieferte. Eine halbierte Edelstahl-Salatschüssel sollte das Dach der EAMs bilden. Der erste Kommentar zum mechanischen Probeaufbau meines Kindes „Ah, eine Orchestermuschel!“ hat dem Verstärker dann zu seinem endgültigen Namen verholfen. Als Grundplatte für die Schüsselhälfte verwendete ich ein passend ausgesägtes Stück 8 mm starkes Pertinax, in das die Röhrenfassungen passend eingebaut wurden. Die Stahlträgerplatte erhielt dazu weitere Durchbrüche. Die Pertinaxplatte wurde so angeordnet, dass die Durchbrüche der Netztrafos völlig verdeckt werden.
Das Netzteil wurde mit zwei Netztrafos vom großen „C“ aufgebaut, die jeweils 2x15 V bei einer Belastbarkeit von 400 mA liefern. Es stellte sich jedoch heraus, dass ich hier sehr knapp gerechnet hatte. Also wurde ein weiterer, baugleicher Trafo eingefügt.
Die Heizung der Röhren erfolgt über eine Konstantstromquelle, die mit 45 V betrieben wird. Da bleibt genug Regelreserve ohne dass nun Unmengen an Spannung „vernichtet“ werden müssen. Trotzdem macht es sich erforderlich, den Leistungstransistor mit einem Kühlkörper zu versehen. Temperaturmessungen ergaben bei mir nach einer Stunde Betrieb Temperaturen von um 50°C des Kühlbleches. Zusammen mit der Abwärme der Trafos ergibt das trotz guter Belüftung immerhin noch Gehäusetemperaturen von über 35°C.
Die Anodenspannung wird mittels Z-Dioden auf 170 V stabilisiert. Der den Z-Dioden parallel geschaltete Kondensator sorgt durch die langsame Aufladung über den Vorwiderstand der Z-Dioden dafür, dass die Ausgangsspannung langsam ansteigt und bis zu einem gewissen Grad zeitverzögert anliegt. Allerdings bedurfte es einiger Experimente, um die Anstiegsgeschwindigkeit so zu wählen, dass die maximale Kollektor-Emitter-Spannung nicht überschritten wurde.
Der Verstärker läuft nun schon eine ganze Weile mit vier EF 80 aus dem Werk für Fernsehelektronik Berlin. Natürlich sind diese Röhren ausgesprochen mikrophonisch. Deswegen wurden auch Versuche mit den Spanngitterröhren EF 184 gemacht. Auch diese lassen sich einsetzen, wenn man den Anodenstrom entsprechend korrigiert. Für meinen Geschmack machen diese Röhren allerdings optisch nicht so viel her wie die EF 80 aus dem Werk für Fernsehelektronik, weswegen ich schlussendlich bei diesen Röhren geblieben bin.
Natürlich wurden auch Fotos von der Bestückung mit verschiedenen Röhren gemacht, die ich nicht vorenthalten will. Deswegen hier noch ein paar Fotos vom Röhrenglühen ...
derzeitige Bestückung mit WF-Röhren
Röhren aus dem Hause Siemens
Bestückung mit Valvo-Röhren
Telefunken-Röhren, Bauform 1
Telefunken-Röhren, Bauform 2
Telefunken-Röhren, Bauform 3
Autor: Jürgen Uhlich
letzte Bearbeitung: 11.02.2011