ConFuego - mein Nachbau des Verstärkers von Michael Fischer

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Zu Beginn meines zweiten "Röhrenfrühlings", auf der Suche nach einem ersten Bastelprojekt, fand ich eine schöne und leicht aufzubauende Verstärkerschaltung mit der ECL82. Dummerweise gab es die zu dieser Zeit nicht in meinen Beständen. Lediglich die PCL84 war vorhanden. Es kann doch nicht so schlimm sein, so dachte ich, den Verstärker mit der PCL84 an Stelle der ECL82 aufzubauen. Man müsste einfach mal die Daten vergleichen und dann nachbessern. Also das Telefunken-Röhrendatenbuch hervorgekramt, und dann nicht schlecht gestaunt. Da steht doch tatsächlich: "Nicht für NF-Betrieb" Damit war das Thema zunächst erst einmal gegessen und ich beschaffte zwei ECL82.

Nach einiger Zeit, ich hatte inzwischen das Röhren-Forum entdeckt, fragte ich dort mal betreffs der Anmerkung im Telefunken-Datenbuch nach. Aber keiner wusste, warum diese Bemerkung in das Datenbuch aufgenommen wurde. Was es gab war der Hinweis, es auszuprobieren und dann einfach zu entscheiden, ob das Ergebnis gefällt.

Irgendwann veröffentlichte Jogi auf seiner Leserbriefseite den Baubericht des Con Fuego von Michael Fischer. Dieser kleine Stereo-Verstärker arbeitete mit der PCL84 - wow, das weckte neue Geister in mir. Es muss also funktionieren, ganz entgegen der Ansage von Telefunken.

Wieder verging viel Zeit mit anderen Basteleien. Da gab es bei einem Elektronik-Versender ein Sonderangebot von Print-Trafos. Vermittels zwei dieser Trafos muss sich doch ein passendes Netzteil für die PCL84 aufbauen lassen. Also orderte ich sicherheitshalber vier Stück und baute mit zweien das Netzteil auf einer Lötösenplatine auf. Das war eine recht gute Übung und auch schnell erledigt. Aber es war auch wieder mal das Ende der Bauphase und so lag das Netzteil sauber abgelegt in einer Schachtel neben den PCL84.

Einige Zeit später konnte ich dann bei der Auflösung einer Elektro-Werkstatt nicht nur ein Röhren-Prüfgerät sondern auch etliche Ausgangsübertrager aus älteren Röhren-Radios erwerben. Und natürlich eine größere Menge Röhren. Ein Paar der AÜs landete gleich in der Sammelkiste für den PCL84-Verstärker. Etwas später kam dann noch ein hölzerner Besteckkasten vom Schwedischen Einrichtungshaus dazu. Als sich dann noch eine schöne Tafel Aluminiumblech anfand, war es an der Zeit, sich etwas intensiver um den Bau des Verstärkers zu kümmern.

So entstand aus dem Besteckkasten und der Alutafel zunächst mal das Gehäuse. Ursprünglich sollten die Übertrager mit unter die Aluplatte, aber das gab Einstreuungen von den Netztrafos. Also wurden sie "überirdisch" und weit weg von den Netztrafos aufgebaut. Davor die beiden Röhrenfassungen für die PCL84 und links und rechts als Gestaltungselement ein Türgriff aus der Krabbelkiste des Möbelhauses. Nach der Montage des Netzteiles dann der erste Versuch mit der Röhrenheizung. Natürlich habe ich für die Röhren eine Serienheizung mit 300 mA vorgesehen. Um die zu erreichen mussten aber noch 10 V der Heizspannung an einem Widerling verheizt werden. Und der muss ja mit unter die Aluplatte. Eine 5 W-Heizung im Gehäuse erschien mir dann doch etwas heftig. Was tun? Versuchsweise habe ich dann mal zwei PM84 in den Heizkreis eingeschleift. Jetzt blieb nur noch etwas mehr als 1 V für die "Widerstandsheizung". Also noch zwei Fassungen montiert und die beiden PM84 gesteckt.

Wieder einige Zeit später dann die finale Verkabelung des Verstärkers und der Anzeigeröhren. Hier bediente ich mich eines Schaltungsvorschlages von Hans Borngräber, den ich für meine Belange abwandelte. Alles wurde frei verkabelt und wie zu erwarten lief der Verstärker sofort. Einige Anpassungen waren wegen der bei mir verwendeten Quelle, ein tragbarer CD-Player, erforderlich und dann begann der erste Dauertest. Als Testboxen wurden Magnat VECTOR NEEDLE 11 angeschlossen. Und obgleichdie Boxen nur ein kleines Volumen haben, hat mich die mt den Verstärker erreichte Bass-Wiedergabe fast umgehauen. Die blitzenden Augen meiner besseren Hälfte zeigten dann auch ganz deutlich, dass die Wiedergabelautstärke deutlich über dem akzeptierten Pegel lag. Mit anderen Worten, für den normalen Hausgebrauch sind die 250 mW Ausgangsleistung mehr als genug.

In der Folge machten sich noch einige Optimierungen erforderlich. Das betraf vor allem das Netzteil. Denn der Verstärker brummte - nicht laut, aber vernehmlich. Zunächst vermutete ich, dass die C-R-C-Siebung nicht ausreichte. Ich bestellte bei Jan eine kleine Netzdrossel und ersetzte mit ihr den Widerstand zwischen den Kondensatoren. Es brummte weiter. Als nächstes vermutete ich Störungen aus dem Stromnetz. Auf dem Oszillogramm der Anodenspannung hatte ich ein paar Spitzen entdeckt, die ich da nicht haben wollte. Also versuchte ich es mit Entstörkondensatoren und kompletten Entstörgliedern. Wieder ohne Erfolg. Jetzt kam mir der Gedanke, doch mal zu untersuchen welchen Einfluss die heizspannung hatte. Zwar heizte ich mit nur grob gesiebter Heizspannung, aber selbst eine Wechselspannungsheizung sollte je eigentlich kein Problem darstellen. Ich baute also einen Kippschalter in die Heizungsleitung und schaltete die Heizspannung versuchsweise nach dem vollständigen Aufheizen der Röhren mal ab. Und plötzlich war Ruhe.

Nun konnte ich aber die Heizspannung nicht einfach auf Masse legen. Die beiden für die Heizung zuständigen Sekundärwicklungen waren ja auch in der Reihenschaltung für die Anodenspannung integriert. Messungen nach Masse ergaben ein völlig unsymmetrischen Zustand. Schweren Herzens löste ich die Heizspannungswicklungen aus der Reihenschaltung heraus und unternam einen Versuch. Jetzt war die Anodenspannung unter 100 V und die beiden PM84 guckten recht traurig aus der Wäsche. Aber wenn ich jetzt einen Pol der Heizspannung auf Masse legte, war Ruhe im Karton.

Etwa zur selben Zeit hatte ich mit Reinhard aus dem Röhren-Forum einen recht interessanten mail-Wechsel zur Greinacher-Schaltung. Da die Stromausbeute aus den verbleibenden Sekundärwicklungen mehr als reichlich war, baute ich eben diese Schaltung auf und kam damit wieder auf eine Anodenspannung im Bereich von 200 V. Jetzt leuchteten auch die PM 84 wieder richtig. Und von Brummen keine Spur. Versuchsweise tauschte ich die Netzdrossel wieder gegen einen Widerstand, denn im Gehäuse war kein Platz für die Drossel. Auch danach blieb es ruhig in den kleinen Boxen. Und so hatte ich wieder mal einen Erfahrungs-Zugewinn.

Die Anzeigeröhren habe ich dann mit Hilfe eines Tongenerators und des Oszillographen so eingestellt, dass das Zusammentreffen der beiden Schattenhälften den Aussteuerungspunkt markiert, bei dem die eingespeisten Sinusschwingungen am Ausgang gerade noch nicht verzerrt werden. Ich denke, das ist ein guter Wert, auch wenn die PM84 in Bezug auf die Aussteuerung kaum einen "sittlichen Nährwert" haben.

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letzte Bearbeitung: 25.02.2012