Vorbemerkung
In der Vereinszeitung des FREMO Hp 1 - Modellbahn, Ausgabe 1. Quartal 2003, wird auf den Seiten 24 bis 28 eine in Norwegen verwendete Drahtkupplung vorgestellt. Nachdem ich diesen Artikel gelesen und zögerlich einige Fahrzeuge damit ausgerüstet hatte, war ich so begeistert von dieser Kupplung, dass ich mich entschieden habe, sie auf meiner homepage zu propagieren.
Ich
möchte mich an dieser Stelle bei den Autoren des Artikels Steinar
Snøtun (Text) und Svein Martin Holt (Bild) sowie den Redakteuren der Hp
1 - Modellbahn, speziell Harry Wohlfart für die Erlaubnis bedanken, den
Artikel hier veröffentlichen zu dürfen. Weiterhin gilt mein Dank Armin
Mühl, Halvor Sannæs und Erhart Hofmann vom FREMO für die Vermittlung der
Kontakte zu den Autoren und Verlegern der Hp 1 - Modellbahn.
Die
hier beschriebene Hakenkupplung ist für die Nenngröße H0 gemacht. Um
sie in TT zu verwenden, müssen einge Maße geändert werden. So darf der
Bügel lediglich eine Breite von 11 mm haben. Für den Haken selbst
findet man hier eine Maßzeichnung, die mir
Heizer freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.
Steinar Snøtun
Die norwegische Drahtkupplung
Nachfolgend wird die von unseren norwegischen Mitgliedern benutzte Drahtkupplung vorgestellt. Sie ist nicht mit der von Thomas Becker im Hp 1 beschriebenen Drahtkupplung identisch, die aus England stammt. Zur Unterscheidung wollen wir sie "Norwegische Drahtkupplung" nennen.
Geschichte
Seit längerer Zeit ist in Schweden eine H0-Drahtkupplung in Gebrauch - zuerst beschrieben in der Zeitschrift "Alt om Hobby" vom Juli 1980.
Diese Kupplung ist heute der
Standard für alle ernsthaften schwedischen Modellbahner; sogar
Kleinserienhersteller bereiten ihre Bausätze für diesen Kupplungstyp
vor. Sie arbeitet ähnlich wie die alte Fleischmann-Fallhakenkupplung.
Diese Kupplungen werden werden auch in Norwegen seit einigen Jahren
benutzt und einige norwegische Messing-Wagenbausätze sind sogar für
diesen Kupplungstyp vorbereitet.
Als die ersten FREMOdule in Norwegen entstanden, war schon
beim ersten Treffen ein großer Teil des Fahrzeugparks mit diesen
Kupplungen ausgestattet. Einer der
Gründe war, dass sie kaum sichtbar ist, aber es war vor allem ihre gute
Funktion, die die Teilnehmer besonders ansprach. Diese Kupplung ist nun
als Standard für die norwegischen Modulnormen ausgewählt worden.
Man stelle sich einen Güterzug vor, der langsam vorbeifährt. Das einzige, was man zwischen den Wagen sehen kann ist das, was sichtbar sein sollte, nämlich Puffer, Handgriffe, Bremsschläuche usw., aber keine großen Kupplungen, nur ein dünner Draht, der die Wagen zusammen hält. Dies trägt viel zum vorbildlichen Eindruck, den wir alle mit dem FREMO-Konzept anstreben, bei (Bild 1, Bild 2).
Modellbahner
stecken viel Zeit in den Bau oder Umbau ihrer Wagen, um die Vorbilder
besser nachzubilden. Sie biegen Griffstangen aus dünnem
Draht, fügen neue Details und vorbildgerechte Beschriftungen hinzu,
lackieren und altern ihre Wagen um ein perfektes Erscheinungsbild zu
erreichen. Aber, wie steht es um die Kupplung? Einige bevorzugen
Kadee-Kupplungen, aber die meißten Modellbahner behalten die grobe
NEM-Standard-Bügelkupplung bei.
Die Drahtkupplung ist ideal für den Betrieb von Güterwagen geeignet. Für Personenzüge benutzen wir die Drahtkupplung nur am ersten und letzten Wagen und Kurzkupplungen dazwischen. Lokomotiven werden nur mit dem Bügel ausgestattet. Dies macht die Installation leichter, da es oft schwer ist, einen Platz für den Haken unter der Pufferbohle zu finden; eine bekannte Situation besonders bei importierten Messing-Kleinserienloks. Wenn Vorspann nötig ist, kann ein Haken am Tender angebracht werden, wo oft mehr Platz vorhanden ist.
Ein weiterer Vorteil ist, dass dieser Kupplungstyp die Superung der Pufferbohle mit Zughaken, Bremsschläuchen und Rangier-Handgriffen ohne Störung der Kupplungsfunktion erlaubt (Bild 3).
Wie funktioniert
die Kupplung?
Es ist wichtig, dass alle Bügel dieselbe Höhe über Schienenoberkante haben (12 mm), damit sie richtig funktionieren. Der Haken muß frei beweglich sein. Er muss leicht über den Bügel gleiten können (Bild 4). Die Wagen kuppeln automatisch. Es ist nicht möglich, einen Wagen langsam zu schieben, ohne einzukuppeln, wenn alle Kupplungen richtig ausgeführt und justiert sind.
Wenn Wagen geschoben werden, liegen Puffer und Bügel
aneinander. Ein Verhaken der Puffer bzw. "Überpuffern" ist nicht
möglich, da die Puffer seitlich über den Bügeldraht gleiten können. Das
bedeutet, dass ein Zug auch über enge Radien und Weichenstraßen
gefahrlos geschoben werden kann. Wenn die Wagen gezogen werden, beträgt
der Pufferabstand etwa 3 mm (Bild 5).
Entkuppelt wird
mit Hilfe eines Stabes, der an einem Ende einen kleinen Magneten hat.
Dieser wird einfach zwischen die Wagen gehalten, der Haken hebt sich und
ein Wagen kann abgezogen werden. Dies erlaubt das Entkuppeln an jeder
gewünschten Stelle.
(Bild 6,
Bild 7).
Wie wird die Kupplung gefertigt?
Die Kupplungen werden aus 0,3 mm gehärtetem Stahldraht gebogen. Eine einfache Bezugsquelle dafür bieten örtliche Musikbedarfsläden, wo man nach der dünnen Gitarrensaite (E) fragen sollte. Die billigste Marke ist ausreichend. Der Verkäufer wird möglicherweise nach der Gitarrenmarke fragen: Man kann erzählen, dass man eine gute, alte "Oppeln" besitzt - das wird ihm einiges Kopfzerbrechen bereiten ...
Vorbereitung der Wagen für die neue Kupplung
Zunächst werden zwei Löcher mit 0,5 mm Durchmesser in der Höhenmittellinie der Puffer und jeweils 7 mm von der Wgenmitte gebohrt (Skizze 1).
Die Kurzkuppelkulissen und alles Störende unter dem Wagenboden werden entfernt. Bevor weiter an der Kupplung gearbeitet wird, sollte der Wagen fertig detailliert, lackiert und gealtert sein.
Der Bügel
Zwei Bügel mit 14 mm Breite und 12 mm langen Schenkeln werden aus 0,3 mm Stahldraht gebogen (Skizze 2).
Empfehlenswert ist der Bau einer Biegelehre aus 0,5 mm dickem Messingblech (Skizze 3).
Wichtig ist, dass der Bügel mit den Puffern fluchtend montiert wird, sonst kann es in Kurven zum Verhaken der Puffer und damit zu Entgleisungen kommen (Skizze 4).
Als Montagehilfe für den Bügel benutze ich einen Kunststoffstreifen von ca. 5 mm Breite, 1 mm Dicke und 25 mm Länge, der auf einer Seite mit doppelseitigem Klebeband beklebt ist. Damit hat man einen "kleinen Helfer", der den Bügel hält, bis der Klebstoff ausgehärtet ist. Das funktioniert so: Der Bügel wird in die Bohrlöcher gesteckt, der Kunststoffstreifen auf die Puffer geklebt und der Bügel mit einer kleinen Zange positioniert. Nun wird der Kleber aufgetragen und der Wagen weggestellt, bis der Kleber hart wird. Zum Kleben benutze ich 5-Minuten-Epoxy-Kleber. Nebenbei: Federpuffer harmonieren nicht gut mit diesem Kupplungstyp.
Der Haken
Nun kommt der schwierigere Teil: der Haken. Man wird einige Versuche brauchen, bis ein brauchbarer Haken entsteht, aber mit etwas Übung wird es bald gelingen (Skizze 5).
Ein stück Draht sollte sorgfältig entsprechend der Zeichnung gebogen werden, zunächst mit dem eigentlichen Haken beginnend. Alle Biegungen sollten vertikal in einer Linie liegen. Das andere Ende, es wird durcch die Aufhängung am Wagenboden geführt, sollte etwa 12 mm lang sein. Der Haken muß sorgfältig gebogen werden, der nach unten zeigende Teil etwa 10 Grad nach hinten, der aufwärts zeigende etwa 30 Grad nach vorne zeigen. Das ist notwendig, damit der Haken leicht über den Bügel gleitet.
Nun kann die Aufhängung des Hakens vorbereitet werden, die aus einem Plastikstreifen 3x4 mm besteht. Vorzugsweise werden 1 mm Löcher in 10 mm Abstand in den Streifen gebohrt und 1 mm-Messingrohrstücke eingesteckt. (Man kann auch einfach nur 0,5 mm Löcher bohren.) Die Enden der Messingrohre werden bündig mit dem Plastikstreifen gefeilt. Von diesem werden 5 mm lange Stücke abgeschnitten und so unter den Wagenboden geklebt, dass die Bohrung 5 mm von der Pufferbohle entfernt ist. Die Unterseite der Aufhängung sollte auf gleicher Höhe wie die Unterseite der Pufferbohle liegen; das kann einige Anpassungsarbeiten am
Wagenboden oder an der Aufhängung erfordern. Haken und Aufhängung werden durch umbiegen des Hakenschaftes in der Aufhängung entsprechend der Zeichnung zusammengefügt.
Wenn alles richtig sitzt, kann der Haken mit der Aufhängung an den Wagen geklebt werden. Die Lage in der exakten Mittellinie des Wagens muß überprüft werden. Für das Ankleben sollte wieder 5-Minuten-Epoxy benutzt werden, so dass 3 mm Abstand zwischen Haken und Bügel justiert werden können. Jetzt hat man eine schöne, gut funktionierende Kupplung.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Biegen des Hakens
Beginne am Ende und mache einen U-förmigen Haken. |
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Mit dem nächsten Abbiegen vollende den Haken. |
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Dann kommt das gerade STück dran, das über dem Bügel liegt. |
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Der nächste Knick führt unter die Pufferbohle ... |
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... und wieder hoch zum Lagerblock. |
Die nächste rechtwinklige Biegung führt dann durch das 0,5 mm-Loch im Lagerblock. Überprüfe, ob alle Biegungen an dem gerade angefertigten Haken in gerader Linie und die Maße der Zeichnung entsprechen. Schneide oder breche den Bügel mit der Zange vom Draht.
Bild 13 zeigt, wie Haken und Bügel am Wagen angeklebt werden;
man beachte die Vorbildkupplung und die Bremsschläuche!
Es wird empfohlen, die Kupplung nicht zu lackieren, sondern stattdessen den Draht vor der Bearbeitung mit feinem Sandpapier abzuschmirgeln, um den Glanz zu brechen. Wenn trotzdem eine Lackierung gewünscht wird, kann dies vorsichtig mit der Spritzpistole erfolgen.
Der Entkuppler besteht aus einem 20 bis 25 cm langen, 4 mm dicken Rundholz (Bild 17). Ein kleiner Magnet wird an einem Ende angeklebt; in diesem Fall stammt er von einem alten Relais. Jeder Rangierer sollte einen Entkuppler haben; ein Reservepaar sollte an größeren Bahnhöfen vorgehalten werden.
Steinar Snøtun
Quelle: Hp 1 Modellbahn - 1. Quartal 2003, Seiten 24 bis 28
Autor:
Jürgen Uhlich
letzte Aktualisierung: 11.02.2011