Der Röhrenkoffer

Entrümpeln war angesagt, diesmal im Garten. Und zwischen all dem angesammelten Zeugs fällt mir ein kleiner Blechkoffer in die Hand. Hüsch, das kleine Teil. Eigentlich zu schade zum wegschmeißen. Also erst einmal auf Seite gelegt. Denn da passt bestimmt ein kleiner Vertärker rein.

Irgendwann hatte ich mal einige Ringkerntrafos mit zwei mal 30 V auf der Sekundärseite ergattert. Einer davon sollte als Netztrafo benutzt werden. Der Trafo war von der Strombelastbarkeit reichlich überdimensioniert. So riskierte ich es, eine weitere Sekundärwicklung aufzubringen, die nochmals 27 V lieferte. Eine der 30 V Wicklungen wurde für die Heizung benutzt, für die Anodenspannung wurden einfach alle drei Wicklungen in Reihe geschaltet und mit einer Spannungsverdopplerschaltung die nötige Anodenspannung gewonnen. Auf einen alten Trafokern aus einem Steckernetzteil wickelte ich, ohne nachzurechnen, eine Netzdrossel. Dazu reichlich Elkos aus alten Computernetzteilen und schon hatte ich ein brauchbares Netzteil. Nun wurde alles auf einem kleinen Hilfschassis montiert, dass genau in den Blechkoffer passte. Später sollte sich herausstellen, dass so ein Ringkerntrafo doch reichlich streut, besonders wenn man ihn so sorglos wie ich bewickelt.

Es folgten mechanische Arbeiten am Köfferchen. Da war zunächst ein Scharnier neu anzulöten. Danach die Löcher für die Röhrenfassungen, den Elko und die Buchsen ausarbeiten. Ein wenig die alte Farbe anschleifen, die Scharnier-Lötstelle versäubern und alles schön entgraten. Danach eine Runde im Geschirrspühler, damit auch aller Dreck witrklich abgewaschen ist. Jetzt wurde das Köfferchen neu lackiert und sah schon mal wieder total chick aus. Natürlich wurde schon während der mechanischen Bearbeitung immer wieder probiert, ob auch alles schön passt. Aus dieser Zeit stammt das folgende Foto.

Beim Probeaufbau steckte noch eine PC88 in der mittleren Fassung. Beim finalen Aufbau wurde dort eine PM84 als "Zappellicht" eingebaut.

Nachdem nun die mechanischen Arbeiten abgeschlossen waren, ging es zunächst an den Einbau des Netzteils. Das war gar nicht so schwer, es war ja von Anfang an an den kleinen Blechkoffer angepasst.

Nachdem ich einen passenden Schaltplan gefunden hatte, konnte ich mit der Verkabelung beginnen. Alles wurde fliegend um die Röhrenfassungen herum aufgebaut. Die PCL86 habe ich als Röhre kennengelernt, die schnell mal grillig auf längere Kabel reagiert. Deshalb habe ich mich für den "Drahtverhau" entschieden. Einige Änderungen am Schaltplan waren erforderlich, einfach weil die Bastelkiste nichts besseres zu bieten hatte. Hier erst einmal der Schaltplan, ohne das "Zappellicht" mit der PM84.

Nachdem alles zusammengelötet war, begeisterte mich zunächst einmal der kleine Bastel-AÜ von Tubeland. Dieser Übertrager wurde ja schon an anderer Stelle sehr gelobt und ich kann mich dem nur anschließen. Nach den ersten Hörproben dann noch die PM84 verdrahtet und der Röhrenkoffer war fertig. So sieht es im Deckel aus:

Bis hier hin hatte ich bei den Hörproben immer den Deckel offen um gegebenenfalls noch Änderungen vornehmen zu können. Jetzt wurde der Deckerl zugeklappt und die erste Enttäuschung kam. Der Ringkerntrafo streute doch recht heftig und das konnte man im Lautsprecher deutlich hören. Muss ich da wirklich ein neues Netzteil bauen?

Ich probierte verschiedene Lautsprecherboxen und fand irgendwann eine, bei der die Störgeräusche nicht mehr so vordergründig zu hören waren. Mit dieser Box spielt der kleine Amp jetzt im Keller. Ich denke, ein neues Netzteil wird er nicht bekommen, aber mit den Erfahrungen, die ich beim Bau gesammelt habe, werde ich mich wohl über kurz oder lang an einen Übungsverstärker für die Stromgitarre wagen.


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Autor: Jürgen Uhlich

letzte Bearbeitung: 07.04.2013